dimecres, 28 d’octubre del 2009

Abraham Biggs (clues to depression)

1. "Abraham Biggs, 19, aus Florida gab gern den Entertainer, obwohl er unter Depressionen litt.

2. Der Junge hat dem Objektiv den Rücken zugewandt, ein Arm ist unter seinen Oberkörper geklemmt, die nackten Beine liegen aufeinander. Seit zehn Stunden liegt er nun schon da.

3. Abraham Biggs hatte im Netz angekündigt, er werde eine »Überdosis« nehmen, dann hat er die Medikamente aufgezählt, die er schlucken werde. Und er hat auf eine Webseite verwiesen, auf der man ihm dabei zusehen kann. Live. 220 Menschen schauen an diesem Nachmittag des 19. November 2008 auf Abraham Biggs, die Zahl ist auf der Webseite eingeblendet. In Großbritannien sehen sie ihm zu, in Australien, in Mexiko, in den USA. Sie blicken nach Pembroke Pines, einer Kleinstadt an der Ostküste Floridas.

4. Er ist keiner dieser Jungen, die ihr Leben im Schein des Monitorlichts fristen. Er ist eins neunzig groß und sportlich, ein Mädchentyp, der seine Freundinnen so oft wechselt, dass seine Mutter irgendwann aufhört, sich ihre Namen zu merken. Abraham gibt gern den Entertainer. Auf seiner Seite bei der Onlinegemeinschaft MySpace hat er ausschließlich Partyfotos von sich und Freunden hochgeladen, als wolle er allen zeigen, wie viel Spaß er hat.

5. Nachdem sein Vater zu Bett gegangen ist, schickt Abraham um 4.17 Uhr eine SMS an seine Mutter. Sie ist Krankenschwester im Memorial Hospital [...] Sie verlässt das Patientenzimmer und liest die SMS: "Ich hasse mich."

6. Vier Monate später hat die Mutter die Nachricht immer noch auf ihrem Handy gespeichert. Auf ihrem Wohnzimmertisch liegen ihre letzten drei Mobiltelefone, deren Speicher randvoll mit Textnachrichten ihres Sohnes sind. »Ich komme zu dir, es geht mir so schlecht«, hatte er ihr ein paar Monate vor seinem Tod geschrieben, »ich will Antidepressiva.« Abraham litt an einer bipolaren Störung, bei der sich extreme Manie und Depression abwechseln. Die Mutter hoffte, Abraham und sie würden irgendwann einmal zusammen die SMS-Nachrichten lesen und sich freuen, dass diese Zeit vorbei ist.

7. »Ich will sterben«, antwortet CandyJunkie um 5.05 Uhr. »lol«, schreibt jonB89; lol bedeutet laughing out loud – lautes Gelächter. Ein weiteres Forumsmitglied fragt ihn, wie viele Tabletten er genommen habe. »8 Xanax. 7 roxies und 3 ultram.« Xanax, das Abraham gegen seine Angstzustände verschrieben bekommen hat, ist in den USA ein gängiges Medikament. Dass es in dieser Menge und in Kombination mit den beiden Schmerzmitteln Roxicet und Ultram zum Tod führen kann, weiß vermutlich niemand im Forum. »Nicht schon wieder, der versagt jedes Mal«, schreibt Fairy.

8. »Das Netz allein macht die Menschen nicht kälter«, sagt der Internetexperte Urs Gasser, Professor für Informationsrecht im schweizerischen Sankt Gallen und Direktor des Berkman Center for Internet & Society an der Harvard University. Wenn bei Jugendlichen eine emotionale Abstumpfung zu beobachten sei, sagt Gasser, sei nicht das Internet schuld, sondern der insgesamt erhöhte Medienkonsum. »Wenn ein Jugendlicher schon Hunderte von Leichen im Fernseher gesehen hat, kann das natürlich Folgen haben.

9. Etwa zur selben Zeit sitzt am anderen Ende der Welt in Ahmedabad, Indien, der 17 Jahre alte Dushyant Dubey beim Abendessen, bei ihm ist es 23 Uhr. Er hat an diesem Tag lange gearbeitet. Obwohl er noch zur Schule geht, hat er schon eine Onlinemarketing-Firma gegründet. Wenn er nicht am Computer sitzt, boxt er und stemmt Gewichte. Dushyant ist täglich stundenlang online, seitdem er sechs ist. Er ist einer jener digital natives, wie Soziologen Jugendliche nennen, die ins digitale Zeitalter hineingeboren sind [...] Etwa zur selben Zeit sitzt am anderen Ende der Welt in Ahmedabad, Indien, der 17 Jahre alte Dushyant Dubey beim Abendessen, bei ihm ist es 23 Uhr. Er hat an diesem Tag lange gearbeitet. Obwohl er noch zur Schule geht, hat er schon eine Onlinemarketing-Firma gegründet. Wenn er nicht am Computer sitzt, boxt er und stemmt Gewichte. Dushyant ist täglich stundenlang online, seitdem er sechs ist. Er ist einer jener digital natives, wie Soziologen Jugendliche nennen, die ins digitale Zeitalter hineingeboren sind.

10. Psychologen erklären solche Untätigkeit mit dem »Bystander-Effekt«, auch »Genovese-Syndrom« genannt. Der Name geht zurück auf die Ermordung der 28-jährigen New Yorkerin Kitty Genovese im Jahr 1964. Damals ignorierten Dutzende von Nachbarn die Schreie der Frau, während sie vergewaltigt und erstochen wurde. Ihr Unglück war, dass zu viele ihre Schreie hörten. Niemand fühlte sich persönlich gefordert. Wenn die anderen nicht reagieren, glaubt der Einzelne oft, es liege kein Notfall vor."


Annabel Wahba, Die Zeit. Der letzte Chat.


(Fast food translation into English: 1. Abraham Biggs, a 19 years-old boy from Florida, was a good entertainer despite he was suffering depression. // 2. The kid turns his back to the camera, one arm is jammed under his body, the two naked legs lie on each other. He has been in this position for the last 10 hours. // 3. Abraham Biggs announced on the Internet that he was going to take an overdose, then he counted the drugs he was going to take. And he refered the netizens to a website where they could watch him. Live. 220 people watched Abraham Biggs that noon on November 19th, 2008, the total number of viewers is registered on the website. They watched him in Great Britain, in Australia, in Mexico, in the USA. They were looking at Pembroke Pines, a small town on the East coast of Florida. // 4. He is not one of those youngs who spend their lives in front of the computer screen. He is 1,9 meters tall and an athletic guy, someone who girls like, someone who changes his girlfriend so often that his mother stopped trying to remember their names. Abraham enjoyed being an entertainer. On his Myspace website he downloaded his party photos, as he was trying to show how fun he had. // 5. After his father went to sleep, at 4:17 a.m. he sent an SMS to his mother. She is a nurse at the Memorial Hospital [...] She left the patient's room and read the SMS: "I hate myself". // 6. Four months later, his mother still keeps saved the message. At her bedroom she keeps the three cellphones that she has with SMS of her son. "I want to go with you, I feel very bad", he wrote to her two months before his death. "I want anti-depressives". Abraham suffered a bipolar syindrome that changed extremely his mood. His mother hoped that one day they could read together those SMS and celebrate that those moments were over. // 7. "I wanna die", replied Candy-Junkie at 5:05. "lol", wrote jonB89; lol means laughing out loud. Another forum's member asked him how many pills did he take. "8 Xanax, 7 roxies and 3 ultram". [...] No one on the forum knew that all these drugs combined could bring someone to death. "Not another time, he always fails", writes Fairy. // 8. The Web alone doesn't make people colder, says the Internet expert Urs Gasser, professor of Information Law at Sankt Gallen and director of the Berkman Center for Internet & Society, Harvard University. When there are big emotional alterations in young people, says Gasser, not only is responsible the Internet but the whole high media consume. "When a young watches on TV hundreds of dead bodies, of course it may have consequences." // 9. At the sime time at the other end of the world, in Ahmedabad, India, the 17-years-old Dushyant Debey is having dinner. He has worked hard that day. Althought he still goes to school, he has already founded an online marketing company. When he is not sitting at his computer desk, he boxes and lifts weights. Dushyant is every day online since he was 6 years old. He is one of those digital natives, as the sociologists call youngs who are born in the digital era. When Dushyant saw the images at justin.tv, he realizes immediately that they were real [...] and he saw that the boy on the bed was not breathing anymore. dushyant was 12 years old when he was witness, while taking part on a chatroom, of an American who infront of his webcam took some medicines and lost his consciousness. Most of the observers thought that he would recover. Dushyant discovered the next day that the man was dead. // 10. Psychologists explain this unaction as a result of the Bystander Efect, also named the Genovese Syndrome...

2 comentaris:

laszlito ha dit...

Cristian como no tengo tu mail (lo perdí) te pego aquí esta noticia que quizá sea de tu interés.

http://www.psfk.com/2009/10/university-creates-catharsis-chambers-for-stress-release.html

Un abrazo,

Cristian Segura ha dit...

muchas gracias. Interesante, sin duda. Yo de momento me abstendré de probarlo, sobre todo porque estrés, lo que es estrés sufro poco.
Cuídate,
Cr.