divendres, 8 de maig del 2009

Gerhard Schröder und seine Seele

"ZEITmagazin: Wie kamen Sie eigentlich auf die Formulierung, Wladimir Putin sei ein "lupenreiner Demokrat"?
Schröder: Da bin ich selber gar nicht drauf gekommen. Ich saß bei Reinhold Beckmann in der Talkshow, ich war noch Kanzler, und der fragte mich: Halten Sie Putin für einen lupenreinen Demokraten? Ich habe einen Moment überlegt, und eigentlich hätte ich sagen müssen: Wissen Sie, Herr Beckmann, wer ist außer Ihnen schon lupenrein? Aber das war eine Livesendung, ich war Kanzler und hatte im Kopf, du kannst jetzt nicht Nein sagen, denn das hätte bestimmte außenpolitische Implikationen zur Folge gehabt.
[...]

ZEITmagazin: Was sind die Defizite in Russland aus Ihrer Sicht?
Schröder: Es gibt Korruption, das weiß jeder. Deshalb hat der russische Präsident Medwedjew die Bekämpfung der Korruption auch zu seinem Thema gemacht. Es gibt Defizite bei der Umsetzung der Verfassung vor Ort. Ich erlaube mir immer in diesem Zusammenhang den Hinweis: Russland ist ein Land, das nicht viele Erfahrungen mit Demokratie machen konnte. Ich weise darauf hin, dass es zwischen der Zarendespotie und dem deutschen Kaiserreich Unterschiede gab, die zu unseren Gunsten ausgefallen sind. Und das sage ich als Sozialdemokrat. Es gab rund 75 Jahre den Kommunismus, und dann gab es eine Phase, die in den neunziger Jahren unter Jelzin zu Brüchen geführt hat, die mit einer schlimmen Verelendung der Bevölkerung und dem Zerfall von Staatlichkeit einherging.

ZEITmagazin: Dann kam Wladimir Putin…
Schröder: …und er hatte erst mal die zentrale Aufgabe, so etwas wie Staatlichkeit wiederherzustellen. Das ist gelungen. Wäre das nicht gelungen, wäre die Atommacht Russland zerfallen, mit verheerenden Konsequenzen für Europa und die Welt. Wer sich fair mit der Lage beschäftigt, den kann es nicht überraschen, dass es in dieser Entwicklung zu Defiziten gekommen ist und kommt. Man kann über diese Defizite übrigens offen in Russland reden. Es stimmt einfach nicht, wenn es heißt, die gedruckten Medien würden die Regierung nicht kritisieren. Das tun sie. In den elektronischen Medien würde ich mir auch eine munterere Auseinandersetzung über die politischen Zustände wünschen.

ZEITmagazin: Sie reden über die Defizite, aber trotzdem hat man immer den Eindruck, dieses Thema nervt Sie.
Schröder: Es nervt mich, wenn man in der Beurteilung Russlands die historische Dimension ausblendet, wenn man vergisst, woher dieses Land kommt. Und für uns Deutsche gilt allemal: Wir sollten vorsichtig sein mit dem erhobenen Zeigefinger! So lange ist es noch nicht her, dass wir Demokratie lernen mussten.

ZEITmagazin: Können Sie uns die russische Seele erklären?
Schröder: Nein, das kann ich nicht. Ich kann Ihnen auch die deutsche Seele nicht erklären. Ich habe Schwierigkeiten, meine eigene zu verstehen. Es gibt diesen schönen Satz: "Herr, so du denn bist, bewahre meine Seele im Grabe, so ich denn eine habe." Ein bisschen trifft das auf meine Selbstzweifel im Leben zu, deshalb tue ich mich außerordentlich schwer, Seelen zu erklären, die russische eingeschlossen."


Die Zeit, "Es ist meine Freiheit".



(Express translation by myself:

"-How did you arrive to the conclusion that Vladimir Putin was a "perfect democrat"? Schröder: I did not arrive [to that conclusion] by myself. I was on the Talk Show of Reinhold Beckmann, I was then Kanzler, and he asked me: Do you consider Putin a perfect democrat? In that moment I thought about it, and I should say: you know, Mr. Beckmann, who can be perfect except you? But that was a live program, I was Kanzler and I had clear in my mind that I couldn't say No because it'd had serious foreign political consequences.

-In your point of view, what deficits has Russia? Schröder: There is corruption, everybody knows this. The russian president Mevdedev also has done the fight against corruption one of his main concerns. There are deficits applying the Constitution. I allow myself to give you a tip: Russia is a country that has not a lot of experience with democracy. I suggest that between the despotic rule of the Tzars. There upon I suggest that there were differences between the despotic rule of the tzars and the German Empire that are favourable for us. And I say this as a socialdemocrat. There were 75 years of communism and then there was a phase during the 90's under Yelstin that brought the immiseration of the society and the the decay of the State.

-And then came Vladimir Putin...
Schröder: ...and for the first time he rebuilt the main functions, so the power of the State. And it was succesfully done. If it had not been done succesfully, the atomic power of Russia had been decomposed, with seismic consequences for Europe and the world. If you really want to deal with this situation, it can't surprise you that in this developement appear deficits. In Russia you can offently talk about these deficits. Is is not clear when someone says that the oppressed media can't critizise the government. They critizise the government...

-You talk about deficits but we have the feeling that this issue put you nervous. Schröder:
I get nervous when someone judges Russia hifing its historical dimensions, whn someone forgets where this land come from. And germans specially: We must be careful accusing! It was not a long time ago that we should learn democracy.

-Are you able to define the russian soul?Schröder: No, I can't. I can't define the german soul niether. I even have difficulties understing my soul. There is a nice quote: Lord, if you exist, protect my soul when it will be in grave, [it will mean] I have one". It has to do with my personal doubts about life, that's because it is so difficult for me to explain sould, included the russian."